Ahnengalerie

(ein Sonett, schwülstig, schreitend)
 

Die Fülle von Zierat ermüdet die Augen.
So steh' ich da im prunkvollen Gemach
Und schau gebannt den Sonnenstrahlen nach,
Wie Gold und Pomp versuchen, sie zu saugen,

Indes wird nur das Licht des Tages reflektiert.
Wie zwischen Spitzenkissen und Brokat einmal
Ein warmer, lebendiger Sonnenstrahl
Die Rose in kristallgekühlter Vase sanft berührt.

Bald scheinen die Gläser in den Vitrinen
Noch näher aneinanderzurücken.
Gemälde mächtiger Ahngestalten,

Die, waffenstarrend und mit stolzen Mienen,
So streng und herrisch auf mich niederblicken,
Sind, mir zum Glück, von starken Rahmen festgehalten.
 

 
© Humberto Brentano (Zapfendünkel) - Alle Rechte vorbehalten (siehe Copyright).