An Lieselotte Taubengrau (ohne Noten)

Liebe Lotte!

Jetzt, wo Du so weit weg bist, fehlst Du mir, und ich muß immer an Dich denken. Ich wollte Dir etwas Schönes schenken, habe lange in allen Ecken gesucht und schließlich ein volksdümliches Lied ohne Noten entdeckt, das mich an Dich erinnert. Es ist so erfrischend und süß wie Du, und das, obwohl ich eigentlich kein Obst mag, sondern viel lieber Gemüse. Aber das weißt Du ja. (Wir können es ausdisputieren, wenn Du wieder da bist.)

In schwärmerischer Umnachtung

Dein

Das Lied von der jungen Pflaume

 
Hoch baumelt die Pflaume am Pflaumenbaum,
So reif, so rund, so blau.
Von unten am Boden, da sieht man sie kaum,
Ein madenlos prächtiger Pflaumentraum,
So fest, so prall, so blau.

Oh, reifes, saftiges Pflaumenkind,
Sag mir's geschwind!
Ich ruf' dir zu:
Wie schmeckst denn du?

Das knackige Fruchtfleisch am hauchdünnen Stiel,
So schwer, so feucht, so weich.
Zur prachtvollen Reife, da fehlt nicht mehr viel,
Vielleicht ein paar Tage noch bis zum Ziel,
So frisch und süß zugleich.

Oh, reifes, saftiges Pflaumenkind,
Sag mir's geschwind!
Ich ruf' dir zu:
Wann fällst denn du?
 

 
 
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