"Die "Stifado-Hypothese", ein philosophischer Entwurf

Zur Kritik des indeterminanten Konstruktivismus
  

Das Kernpostulat des konstruktiven Indeterminismus besteht, wenn man so sagen darf, aus einer 13-Welten-Theorie, wobei sich alle 13 Welten umeinander wickeln, wie die Schalen einer Zwiebel. Wir sprechen daher von der Stifado-Hypothese, abgeleitet von griechisch stifado, einer Art Zwiebelgulasch. Die natürliche Analogie hat natürlich Grenzen, denn das Stifado-Universum besteht aus wesentlich mehr als nur aus Zwiebeln. Wir werden jedoch im Laufe dieser Vorlesung zu beweisen suchen, daß auch kouneli (Kaninchen) und patates (Kartoffeln) einen wichtigen Beitrag leisten.

Natürlich gelten nicht nur monistische Gesichtspunkte, sondern auch einige pluralistische. Das liegt auf der Hand, denkt man zum Beispiel an den Polymorphismus oder seine monomorphistischen Verwandten. Eine gekochte Zwiebel beispielsweise neigt, aufgrund höherer Verformbarkeit, wesentlich stärker zum Polymorphismus als eine rohe. Dafür läßt sich die rohe leichter schälen, was unmittelbar die hier zu wählende deskriptiv-evokative Methodik impliziert: Schälen wir die ersten drei Welten einfach weg, wird das Universum ad a) kleiner - wenn auch zunächst nur unmerklich - und ad b) liegt Welt Nr. 1 nun bißfest vor uns. Ich nenne sie die Welt der Visibilia, physikalisch schwer verdaulicher Entitäten.

Lassen wir uns dadurch nicht verwirren, sondern schälen wir unverzagt weiter. Die nächsten drei Häute bilden die Welt der Intelligibilia, ansatzweise bereits von Platon als "Formen" und "Ideen" beschrieben. Wir wollen an dieser Stelle jedoch nicht über Platon dozieren, sondern schälen munter fort zum Gerippe unserer Stifado-Theorie. Seit Hegel muß der Dualismus von Visibilia und Intelligibilia ja zwangsläufig in eine Synthese münden, damit der objektive Geist endlich wieder zu sich kommt. Somit stammt Welt Nr. 3 zwar in gewisser Weise von den beiden vorangeschälten ab, ist jedoch a priori synthetisch. Ihr konnotativer Gehalt läßt sich meta-theoretisch am besten describieren, wenn man eine rein formale Schreibweise wählt:

Weltformel

wobei die Einflußgrößen (Kaninchen) und (Kartoffeln) repräsentieren. Wir erkennen deutlich: Analytizität impliziert Apriorität und Aposteriorität Synthetizität, (sofern wir Kaninchen und Kartoffeln ausklammern).

Eine großartige Hypothese!

Der kritische Leser mag einwenden, daß wir nunmehr zwölf Welten erfolgreich geschält haben, aber doch eine noch übrigbliebe. Sehr gut mitgedacht! Da jedoch unsere luzide Beweisführung durch dadaistische Disposition weit über den perlokutiven Akt hinauswächst, prallt derartige unwissenschaftliche Polemik wirkungslos von ihr ab.

Die letzte Schale nämlich ist gar keine, sondern der weiche Kern des Weltgeistes, die Hypotenuse der Pampelmuse per se. Wendet man diese Erkenntnis nach Art eines circulus vitiosus auf sich selbst an, ergibt sich mit einem Schlag die Lösung aller klassischen Probleme der Philosophie: der Letztbegründung, der menschlichen Freiheit, der kartesischen Zirbeldrüse und aller Gottesbeweise. Quod erat ad absurdum!
 

 
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